Unsere Charterfeier

Clubmitglieder mit "Freundinnen und Freunde" anzureden - daran müssen sich wohl einige Mitglieder der alteingesessenen Lions-Clubs erst noch gewöhnen. Traditionell sind die Lions reine Männervereine, doch am Freitagabend wurde der erste gemischte Club am bayerischen Untermain, "Lions Aschaffenburg-Pompejanum", feierlich in die internationale Gemeinschaft der Löwen aufgenommen.


Gegründet hatte sich der Club Aschaffenburg-Pompejanum bereits im November 2001, doch erst am vergangenen Wochenende überreichte District Governor Hans-Jürgen Beuerle die Gründungsurkunde der Präsidentin Judith Derra. Die Charta ist das äußere Zeichen für die Aufnahme in die weltweite Gemeinschaft der Lions-Clubs, die ihren Hauptsitz in den USA hat. Beuerle erinnerte die neuen Mitglieder an das große Ziel der Lions: "Wir wollen anderen helfen."

 

Gemeinsam mit Willi Flassig, dem Präsidenten des Lions-Clubs Aschaffenburg, übergab der District Governor den 20 Gründungsmitgliedern - sieben Frauen und 13 Männern - Urkunden und Mitgliedsnadeln. "Jetzt gehören wir wirklich dazu", freute sich Judith Derra.

 

Der neue Verein ist bereits der dritte Lions-Club in Aschaffenburg. Neben dem Club Aschaffenburg-Alzenau existiert auch der Lions-Club Aschaffenburg, der bei der Gründung der Pompejaner eine wichtige Rolle gespielt hat. Als die Frage aufkam, ob der traditionelle Verein auch Frauen zulassen wolle, gab es heftige Diskussionen: "Unsere Gemeinschaft war vor 45 Jahren als Herrenclub angelegt worden. Der Vorschlag, auch Frauen aufzunehmen, wurde von vielen älteren wie jüngeren Mitgliedern abgelehnt", erinnerte sich Reinhart Schmidt, ehemaliger Präsident des Aschaffenburger Lions-Clubs. Außerdem stieß der Verein mit rund 50 Mitgliedern an die Grenzen seiner Aufnahmefähigkeit.

 

Die Lösung des Problems lag nahe: Der Vorstand unterstützte die Gründung eines neuen, gemischten Clubs in der Region bayerischer Untermain. Die Erfahrungen, die die Clubs im vergangenen Jahr miteinander gemacht haben, sind durchwegs positiv: "Konkurrenz belebt das Geschäft", erklärte Schmidt, und Derra bedankte sich bei dem "Mutter-Club" für die Unterstützung in den Anfangstagen: "Die Zusammenarbeit hat immer gut geklappt." Außerdem sei der soziale Bedarf für einen dritten Service-Club in Aschaffenburg vorhanden, versicherte die Präsidentin.

 

Oberbürgermeister Klaus Herzog ging in seiner Festrede auf die Geschichte der Lions-Clubs ein. 1917 wurde die internationale Gemeinschaft der Löwen in Dallas/Texas in Amerika gegründet. Seitdem lautet der Leitspruch der sozialen Service-Clubs: "We serve - wir dienen". Alle Mitglieder sollen sich mit bestimmten Grundsätzen, wie beispielsweise dem Glauben an Gerechtigkeit gegenüber Mitmenschen und sich selbst, identifizieren können. Dementsprechend haben die Löwen das Ziel, bedürftigen Menschen zu helfen.

 

Seit der Gründung vor einem Jahr hat der neue Club Pompejanum schon einige Aktivitäten organisiert. Dabei sei man als gemischter Club nicht auf Frauenthemen fixiert, sagte Vorstandsmitglied Barbara Keller - "obwohl unsere erste Aktivität ein Konzert war, dessen Erlös wir an ein Projekt gespendet haben, das sich gegen die Beschneidung von Frauen in Afrika einsetzt." Keller ist davon überzeugt, dass es wichtig ist, Lions-Clubs für Frauen zu öffnen: "Frauen sind ein kräftiger Motor in den Vereinen."

 

Obwohl die Gründung von gemischten Clubs in der Männerdomäne der Löwen manchen Mitgliedern revolutionär vorkommen mag, hängt der neue Lions-Club Aschaffenburg-Pompejanum an Traditionen. Die Idee, altes mit neuem Gedankengut zu verbinden, spielte auch bei der Namensgebung des Clubs eine Rolle. "Das Pompejanum ist ein kulturelles Symbol für Aschaffenburg. Es ist in modernem Stil gebaut und dennoch alt. Deshalb haben wir es in unseren Namen aufgenommen", sagte Judith Derra.

 

Text: Main-Echo 18.10.2002